Sind Chasselas-Weine vom Bielersee schlechter als jene aus dem Wallis und der Waadt?

| 3 Februar 2018 | 0 commentaire
Der Boden, das Klima und die Verarbeitung der Chasselas-Weine am Bielersee unterscheidet sich von jenen aus dem Wallis und der Waadt. (Bild: PD)

Der Boden, das Klima und die Verarbeitung der Chasselas-Weine am Bielersee unterscheidet sich von jenen aus dem Wallis und der Waadt. (Bild: PD)

Chasselas ist die meist angebaute weisse Rebsorte der Westschweiz. Es ist definitiv so: Die Weine vom Bielersee zeigen einen anderen Charakter als jene aus der Waadt und dem Wallis. Sie sind etwas leichter und spritziger, vielleicht auch etwas säurebetonter. Das hängt damit zusammen, dass zahlreiche Winzer am Bielersee auf den sogenannten biologischen Säureabbau verzichten, das heisst, die Umwandlung von der aggressiveren Apfel- in die mildere Milchsäure.

Im Waadtland und im Wallis gehört dieser Prozess mehrheitlich zum Standard in der Vinifikation. So werden die Weine runder und gerade in der Jugend zugänglicher. Chasselas ist eine diskrete, wenig aromatische Traube. Dank dieser relativen Neutralität ist die Sorte in der Lage, das Terroir sprechen zu lassen, auf dem sie wächst. Der Südosthang am Bielersee ist durch Kalk geprägt. In den beiden anderen Anbaugebieten findet man zahlreiche andere Böden vor, was einen anderen Weintyp ergibt. Von diesem Blickwinkel betrachtet, gehört der Chasselas zu den spannenden Sorten, weil er seine Herkunft widerspiegeln kann.

Auch die klimatischen Bedingungen unterscheiden sich. Weine vom Bielersee werden mit Medaillen ausgezeichnet – und dies relativ oft und zu Recht, wie ich meine. Da es sich jedoch um eine kleine Region handelt, sind es naturgemäss weniger Ehrungen. Es wandern mehr Medaillen ins Wallis und in die Waadt, handelt es sich doch um das grösste und das zweitgrösste Anbaugebiet der Schweiz.

Artikel von Peter Keller in NZZ (16.01.2018)

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Category: Informationen und fakten

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